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Innerlich erstarrt?

Kennst du diesen Zustand? Du fühlst dich innerlich wie eingefroren. Du hast das Gefühl, gar nicht richtig lebendig zu sein. Körperlich erstarrt und emotional ganz leer. Ganz unangenehm leer. Und das unangenehmste daran: du merkst, dass du dich so fühlst, kannst es aber nicht ändern. So fühlt es sich zumindest an: ganz ohnmächtig und aussichtslos.

Wenn du diesen Zustand kennst, dann mag ich dir zuerst einmal sagen, dass nichts daran komisch ist und dass du damit nicht allein bist.

Dieser Zustand wird als "Freeze" bezeichnet und ich eine Überlebensstrategie des Körpers, um mit altem traumatischen Stress umzugehen. Wenn in deinem Körper also noch "unverdaute", alte Gefühle festhängen (oft ohne, dass wir erstmal genau wissen, was für Gefühle das sind), kann es sein, dass dein Körper manchmal den Freeze-Zustand wählt, um mit einer Situation umgehen zu können.

Hier ist mir wichtig, dass du weißt, dass dieser Erstarrungs-Mechanismus eigentlich etwas positives ist. Eigentlich ist dieser Mechanismus da, um dich zu schützen. Solange der Körper noch keine andere Bewältigungsstrategie oder keinen anderen Umgang mit diesen schmerzhaften Gefühlen hat, wählt er erst einmal das, was jetzt gerade möglich ist.


Natürlich fühlt sich dieser Freeze-Zustand und die damit verbundene gefühlte Hilflosigkeit erst einmal echt unangenehm an. Das kann ich sehr gut verstehen!

Aber vielleicht hilft dir das Verständnis, dass es eigentlich ein Mechanismus ist, der FÜR dich arbeitet, schon ein bisschen weiter.

Trotzdem stellt sich natürlich die Frage: was kann man tun, wenn man sich innerlich so erstarrt fühlt? Ich schreibe dir einfach mal, wie ich mit solchen Zuständen umgehe, denn ich kenne das leider auch ziemlich gut.

Zuerst probiere ich alles Mitgefühl der Welt für mich und meine aktuelle Situation zu mobilisieren :-) Das ist natürlich nicht immer einfach, wenn ich mich gerade so hoffnungslos fühle, aber je öfter ich dieses Mitgefühl "trainiere", desto leichter und schneller kann ich es in so einer Situation fühlen. Ich übe mich außerdem darin, mich selbst nicht zu verurteilen und mir keine Vorwürfe dafür zu machen, dass ich mich in dem Moment eben so fühle. Beides kommt ja oft schnell automatisch, wenn man sich erstarrt fühlt und das Gefühl hat, man kann nichts daran ändern.

Dann probiere ich mir ins Bewusstsein zu rufen, dass ich mich eigentlich nur IN DIESEM MOMENT so fühle. Wenn ich in so einem Zustand gelandet bin, fühlt es sich manchmal so an, als sei das meine komplette Realität und als würde das nie wieder weggehen. Beides stimmt, logisch betrachtet, ja überhaupt nicht.

Und dann schaue ich, was in dem Moment gerade für mich möglich ist. Natürlich fallen mir dann viele Übungen ein, die ich machen könnte und die wohl auch sinnvoll wären. Wie zum Beispiel meine Atmung wahrnehmen, den Boden unter mir spüren, mich ganz langsam und bewusst im Raum umschauen, um mich zu orientieren oder schauen, ob mein Körper ganz, ganz kleine Bewegungen machen möchte, um wieder ein kleines bisschen mehr im bewussten Wahrnehmen zu landen. Wenn die Erstarrung aber sehr stark ist, ist es mir manchmal nicht möglich, diese an sich hilfreichen Werkzeuge anzuwenden.

Dann hilft mir echt erstmal nur ganz viel Mitgefühl und Annahme für mich und die Situation.

Und es hilft mir, meine Erwartungen an mich herunterzufahren. Oft kommt nämlich hinzu, dass ich mich dafür verurteile, dass ich das, was ich in dem Moment eigentlich tun oder erledigen wollte, nicht schaffe. Da tut es mir dann gut, ganz mitfühlend anzuerkennen, dass das eben in dem Moment nicht geht und dass ich die to-do's verschiebe.

Oft frage ich mich selbst dann, ob es eine noch so kleine Handlung gibt, auf die ich gerade Lust hätte. Bei mir ist es manchmal, dass ich mir Schokolade kaufen gehe. Vom Kopf her denke ich dann zwar, dass das nicht "sinnvoll" ist. Aber mir hat es schon manches Mal geholfen, da ich dann an die frische Luft gehe, durch das Einkaufen ein Ziel und danach meine Lieblingsschokolade habe ;-)

Vielleicht gibt es auch bei dir etwas, was sich in dem Moment gut anfühlt und was du einfach für dein Wohlbefinden machen möchtest?

Wenn ich es in dem Zustand schaffe, in die Natur zu gehen und zum Beispiel einfach nur auf einer Bank zu sitzen, hilft mir das auch sehr. Für mich hat die Natur etwas so akzeptierendes, ich kann dort einfach sein, die Natur stellt keine Fragen ;-) Ich empfinde es auch als hilfreich, auf eine kleine Bewegung im Außen zu schauen, wie zB auf das Wiegen der Äste im Wind. Oder auf einen Bach oder die vorbeiziehenden Wolken. Wenn innerlich gerade keine Bewegung möglich ist, kann es so wohltuend sein, eine kleine Bewegung im Außen wahrzunehmen. Einfach nur für einen Moment wahrzunehmen. Das funktioniert bei mir auch manchmal, wenn ich in meiner Wohnung bin und aus dem Fenster auf einen Baum oder die Wolken schaue. Dann kann manchmal innerlich auch wieder etwas in Bewegung bzw ins Fließen kommen.

Ja... das sind meine Impulse, was ich tue oder wahrnehme, wenn ich mich so erstarrt fühle. Vielleicht hat dich davon ja etwas inspiriert oder dir gezeigt, dass du mit diesem Zustand nicht allein bist! Ich wünsche dir alles Liebe und ganz viel Mitgefühl mit dir selbst!!

Ich habe zu dem Thema auch ein Video auf Youtube erstellt, in dem ich eine sanfte Übung anleite, die dir dabei helfen kann, sanft wieder ein kleines bisschen mehr in Fluss zu kommen.

Die Übung findest du hier:

 
 
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